Solobass

Der Kontrabass als Soloinstrument im Wandel der Zeit

contrabass.jpg

Wie kaum ein anderes Instrument ist der Kontrabaß durch die Entwicklung verschiedener Spieltechniken in den unterschiedlichsten Musikarten zu hause: als Streichinstrument hautsächlich in der Sinfonischen Musik der europäischen Klassik, als Zupfinstrument im Jazz. Meist nur als Begleitinstrument bekannt, hat sich der Kontrabaß doch spätestens seit dem 18. Jahrhundert als Soloinstrument entwickelt. Von Pionieren wie Domenico Dragonetti bis zu Giovanni Bottesini wurden die Techniken des Solospiels mit dem Bogen in geradezu artistische Dimensionen entwickelt. Neben den Originalkompositionen fanden auch Bearbeitungen von Sololiteratur, die eigentlich für andere Instrumente geschrieben wurde, Einzug in das Repertoire der klassischen Solokontrabassisten. In der Musik des 20. Jahrhunderts wurden zwar einige neue Techniken mit dem Bogen verlangt, wie etwa das Spielen mit der Bogenstange, aber eine wirklich enorme Erweiterung der Spielweisen entstand durch den Jazz.

 

Bassisten wie Jimmy Blanton, Oscar Pettiford und Eddie Gomez entwickelten ein komplexes System des Spielens ohne den Bogen, wobei Letzterer die Adaption des Bogenspiels auf hohem Niveau in den Jazz wieder einführte.

 

Es gehört zu den ungewöhnlichsten Raritäten die Komplexität dieser Entwicklungen, technisch wie musikalisch, in einem Programm zu erleben.

 

Der Kontrabassist Fritz Krisse arbeitet seit über 15 Jahren an dieser Herausforderung. Schon lange zählt er im Jazz zu den überragenden Solisten der europäischen Scene. Seine Konzerte, Tourneen und CD-Produktionen mit den großen Namen des Jazz belegen dies beeindruckend. Krisse, der bei Professor Walter Meuter sein klassisches Kontrabassstudium an der Detmolder Musikhochschule absolvierte, versuchte immer wieder diese beiden Musikwelten miteinander zu verknüpfen. Bei Kammerkonzerten präsentierte er Werke von Bottesini, Dittersdorf, Koussevitzky und Černy ( nicht zu verwechseln mit dem Komponisten für Klavier Carl Czerny ) neben Werken von Ellington, Parker, Monk und auch Eigenkompositionen. Einer der ersten Höhepunkte war sicher die vom WDR produzierte LIVE-Übertragung anlässlich des Westfälischen Musikfestes 1991. Das Einbringen der klassischen Bogentechnik in zeitgenössische Jazzkompositionen demonstriert Krisse auch auf der aktuellen CD "September Waltz" mit Lee Konitz, Kenny Wheeler und Frank Wunsch.

 

Die jahrelange Zusammenarbeit mit dem außergewöhnlichen Pianisten Georg Rox, dessen musikalisches Profil viele Parallelitäten mit dem von Krisse aufweist, hat nun die ausgereifteste Form der Präsentation von Klassik bis Jazz entstehen lassen: Die Interpretationen klassischer Stücke, besonders des 4. Konzerts von Frantisek Černy (1861-1940) besticht durch Brillanz, Ausdruckskraft und Stilsicherheit. Die Auswahl unterschiedlichster Literatur wie z.B. Kompositionen des Brasilianers Hermeto Pasqual, schafft einen gelungenen Bogen zur Tradition des Jazz. Formen des „klassischen“ Jazz werden mit überwältigendem Swing gespielt und die Reise durch die Welten der Musik führt schließlich zu zeitgenössischen Werken, auch Eigenkompositionen, in denen es gelingt die verschiedenen Aspekte musikalischen Empfindens auf eine besondere Art zu vereinen.

 

In dieser Form und auf diesem hohen Niveau zählt dieser Streifzug durch das 19. Jahrhundert bis in die heutige Zeit zu den beeindruckendsten Konzerterlebnissen der Gegenwart.